FirefoxOS

Posted on Sun 02 June 2013 in german

FirefoxOS Notifications

Nun hat endlich ein neuer Konkurrent den Ring im hart umkämpften Smartphonemarkt betreten! Mit den Geräten Peak in weiß und seinem kleineren, orangen Bruder Keon hat die in Spanien ansässige Firma Geeksphone 2 erste Testgeräte für Mozilla's FirefoxOS produziert, mit denen ich mich hier näher beschäftigen möchte.

Hardware

Gerät

Als erstes: Die beiden Smartphones schauen wirklich schön aus, vor allem das orange Keon ist ein Blickfang. Das Peak ist für seine Größe erstaunlich leicht und beide haben eine angenehme Oberfläche, auch wenn mir die das Peak als etwas zu rutschig rüber kommt.

Der Powerknopf sowie die Lautstärketasten sind beim Peak auf der rechten, beim Keon auf der linken Seite des Gehäuses angebracht. Powerknöpfe hab ich ja am liebsten auf der Oberkante, dann kann man die Lautstärketasten nicht damit verwechseln, wenn man blind in der Hosentasche rumfingert, aber vielleicht geht das nur mir so. Apropos Knöpfe: Die Geräte haben beide nur einen Knopf zum Wechsel in den Hauptbildschirm, der bei langem Drücken eine Übersicht über die zuletzt geöffneten Programme anbietet.

Der erzeugte Vibrate vom Geeksphone ist sehr angenehm, nicht so störend wie ich ihn von meinem HTC Sensation kenne. Auf eine gewisse Art und Weise ist er runder, wirkt nicht so gepresst.

Kamera

Als Kamera kommt beim Peak eine 8 Megapixel Kamera zum Einsatz, während das Keon nur 3 Megapixel besitzt. Die Bilder beim Peak sind in Ordnung; halt auch nur, was man bei Smartphones erwartet. Zusätzlich zur obligatorischen Kamera hat das Peak auch noch eine 3 Megapixel Frontkamera zum Videochat und Ähnlichem.

Display

Das Display ist klar und für diese Preisklasse überraschend hell. Der Zurück-button, der bei FirefoxOS links oben angebracht ist, ist leider recht klein und daher schwierig zu treffen. Ob der Knopf an sich hackt oder ob das Display für das oftmals benötigte mehrfache Drücken Schuld ist, kann ich nicht sagen.

Sound

Wovon ich wirklich überrascht war, war die Soundausgabe des Peak. Beim Lautsprechertest mit Soundcloud hat sich zwar ein Bass-fauler, aber dennoch guter Sound ins Ohr gebahnt. Mit Kopfhöhrern konnte ich das gleiche Bild erzielen. Eigentlich hatte ich ja angenommen, dass das Geeksphone gerade hier spart, aber der Sound ist wie gesagt für diese Preisklasse total zufrieden stellend.
Auch beim Telefonieren kann man nichts gegen die Klangqualität einwenden - dem Anrufer und mir ist die klare Ausgabe gleich aufgefallen.

Betriebssystem

FirefoxOS Buttons

Beim erstmaligen Anschalten kann man zwischen den Sprachen Arabisch, Englisch, Spanisch, Französisch, Portugiesisch und Chinesisch wählen, gefolgt von einem Dialog für's WLAN. Neben den Standards WPA und WPA2 hat mich hier überrascht, dass man auch WPS benutzen kann - in diesem frühen Stadium der Entwicklung.

FirefoxOS Do Not Track

Anfangs hat es schon geruckelt, wenn man mit dem Gerät gearbeitet hat, was Mozilla jedoch mit dem letzten Update in den Griff bekommen hat (welches sich übrigens gleich beim ersten Einschalten bei mir bemerkbar gemacht hat). Bedenkt man den frühen Status des Betriebssystems und dass alles mit JavaScript läuft, finde ich die Geschwindigkeit bemerkenswert. Schneller ist mein Dual-Core Android auch nicht und das hat schon einen längeren Entwicklungszyklus als FirefoxOS.

Die Bedienung ist nichts bahnbrechend Neues: Durch Wischen von oben in den Bildschirm wird die Optionsleiste runter gezogen, beim Wischen von rechts nach links kommt man zu den installierten Apps, von links nach rechts kommt der Marketplace ins Bild. Mozilla's Anlaufstelle für neue Apps kommt schon mit der Funktionalität, dass man Apps bewerten und Kommentare schreiben kann.

Eine deutsche Tastatur bekommt man nur, indem man gesamt die "Other Latin scripts" aktiviert, was leider bei der Tastaturauswahl auch immer Französisch und Norwegisch aktiviert... Bei mir hatte das "c" öfters Aussetzer und ich musste sie mehrmals drücken, bis die Eingabe funktioniert hat.

Besonders hervorzuheben finde ich die eingebaute Do-not-track-Funktion.

Apps

Email

FirefoxOS Email

FirefoxOS Email Folders

Der gebotene Email-Client unterstützt momentan nur IMAP+SMTP bzw. ActiveSync. Mehrere Accounts sind zwar möglich, jedoch konnte FirefoxOS nur mein Postfach bei GMX einbinden, das der Hochschule bzw. auf meinem eigenen Server war nicht möglich. Abweichende Ports kann man zwar durchaus konfigurieren, aber da man keine Authentifizierungsmethoden auswählen kann, ist das Ganze momentan eher Beta.

Für Gmail gibt es einen eigenen Client - bzw. surft er halt ganz normal die Seite an.
Bei der Passworteingabe muss man hier im Gegensatz zum WLAN-Dialog leider auf sein sichtbares Passwort verzichten - man sollte sein 20+-stelliges Passwort auf's erste Mal sauber eintippen können, sonst wird das ziemlich nervig.

Navi

Die angebotene App HERE Maps bezieht sich auf das Kartenmaterial von Nokia. Das Zoomen mit 2 Fingern bereitet keine Probleme, dass ist aber auch schon das Einzige. Wer versucht das winzigen Plus oder Minus zu treffen, muss schon geübt im Umgang mit Smartphones sein. Beim Autofahren zu zoomen stelle ich mir als äußerst schwierig vor - abgesehen davon, dass man sich vielleicht noch nicht wirklich auf die Funktionstüchtigkeit der App verlassen sollte.

Importer

Kontakte konnte man anfangs nur von der SIM-Karte lesen oder per Facebook importieren, aber wer will das schon?... Zum Glück war nach einigen Tagen im Update der Importer dabei, mit dem es nun auch möglich ist Kontakte von Google zu importieren. Leider wurde er haltherzig implementiert, denn er nimmt von einem Kontakt immer nur die erste gefundene Nummer. Zudem fehlen bei den Kontakten Felder wie Geburtstag und Gruppen. Was bereits geht ist neben dem Namen ein Photo, mehrere Telefonnummern, Adressen sowie Notizen.

Kalender

FirefoxOS Calendar

Einen Preis für den schönsten Kalender wird Mozilla sicherlich nicht gewinnen, aber dafür hat er überraschenderweise schon einige Möglichkeiten zum Import: Neben Google's Kalender kann man auch noch einen Yahoo-kalender (die gibt es noch?) importieren oder per CalDAV auf Owncloud zugreifen. (Großer Pluspunkt für mich und andere Datenschutz-sensible Menschen)

Twitter

Für Twitter wird ganz normal die Mobileseite genutzt, was leider störende Nebeneffekte hat, wie etwa die Tatsache, dass man dadurch die Werbetweets ertragen muss. Wenn man in der Timeline ganz nach oben scrollt, überdeckt die Scrollleiste den Header der App, was natürlich nur einen kleinen Schönheitsfehler darstellt.

Sonstiges

Sehr schön fand ich, dass es für Soundcloud schon eine fertige App gibt. Diese hängt sich jedoch leider ab und zu auf. Für Youtube gibt es auch schon etwas - nennen wir es mal Videobrowser, denn die Videos dann abspielen geht noch nicht.

Zusammenfassung

FirefoxOS macht aufgrund seiner ungewohnten Optik richtig Spaß und Vorfreude auf mehr! Für JavaScript-affine Entwickler ist es bestimmt ein wunderbarer Tummelplatz, da Mozilla ja auf ihrer FirefoxOS-API viel Funktion bietet. Wäre ich nicht schon mit meinem zukünftigen Jolla liiert, würde ich sofort auf diesen Zug aufspringen ;)

Auch wenn noch einiges fehlt, wie etwa genauere Einstellungen bei Emails und allgemein eine bessere Performance kann man sich sicher sein, dass Mozilla's Smartphonebetriebssystem nicht so schnell wieder in der Versinkung verschwinden wird. FirefoxOS hat bereits Hand und Fuß, die Feinmotorik muss ihm noch beigebracht werden - es wird spannend dieses Kind beim Laufen lernen zu beobachten!

Einen Überblick kann man sich in diesem Hands-on-Video verschaffen:

Anmerkung

Wer sich für die Entwicklung mit FirefoxOS und JavaScript anfreunden kann, kann mit einer guten Idee ein Geeksphone Keon gesponsort bekommen: Phones for Apps

Allgemein gibt es bei Mozilla und unter firefoxos.info Informationen und Neuigkeiten zu eurem nächsten, liebsten Smartphonebetriebssystem.